Auf der diesjährigen Kongressmesse ReWeCo (12. Bis 14. Mai 2022, Essen) hat der BVBC die sieben besten Absolventinnen und Absolventen der Bilanzbuchhalter*innen- und Controller*innenprüfung der letzten drei Jahre ausgezeichnet. Im Interview mit BVBC-Auszubildendem Emir-Hakan Kapkin verraten die Preisträger*innen mehr über ihre Motivation und ihren beruflichen Erfolg.
Beste Bilanzbuchhalter*innenprüfung 2019: Peter Kufner (1991), Leitender Angestellter
Emir-Hakan Kapkin: Mussten Sie während der Prüfungsvorbereitung privat Abstriche machen?
Glücklicherweise haben mir einige Bilanzbuchhalter aus meinem Bekannten- und Kollegenkreis, die die Prüfung bereits abgelegt hatten, im Vorfeld schon erzählt, dass diese Weiterbildung sehr zeit- und arbeitsintensiv ist. Somit konnte ich mich gedanklich schon rechtzeitig auf gewisse Einschränkungen einstellen. Die Vorbereitungszeit in den Präsenzkursen in der IHK war von daher auch von Anfang an schon fest eingeplant und zwar oft stressig neben der Arbeit in einem Vollzeitjob, aber trotzdem gut händelbar. Wirklich einschränkend wurden dann die Monate vor den drei Prüfungen, hier hieß es dann „pauken“ in jeder freien Minute, egal, welches Wetter draußen herrschte, wie oft man zu Feiern eingeladen wurde oder wie viele sonstige Freizeitaktivitäten einen auch anlachten. Aber nachdem ein Ende der Anstrengungen ja bereits in Sichtweite war, fiel es etwas leichter, diese Zeit gut zu überstehen.
Interessanterweise fühlte es sich nach der IHK-Vorbereitung und nach den Prüfungen dann zuerst ganz seltsam an, wieder „so viel“ Freizeit zur Verfügung zu haben.
Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, die Weiterbildung gemacht zu haben
Was war Ihre Motivation, die anspruchsvolle Fortbildung anzugehen?
Zum einen der innere Antrieb, nicht auf der Stelle treten zu wollen, sondern mich im Bereich Rechnungswesen/Bilanzierung weiterzubilden, um persönlich wie auch beruflich voranzukommen. Ab der ersten Unterrichtsstunde in Sachen Rechnungswesen hat sich eine Begeisterung für dieses Themengebiet aufgebaut, die glücklicherweise bis heute anhält.
Zum anderen hat glücklicherweise zur gleichen Zeit eine Verwandte von mir denselben Kurs belegt – nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“ fiel vieles wirklich leichter.
Können Sie sich vorstellen, sich selbstständig zu machen?
Im Moment könnte ich es mir nicht vorstellen. Im Gegenteil: Ich finde es aktuell sehr gut, ein Teil eines erfolgreichen mittelständischen Unternehmens in Coburg zu sein und mich dort einzubringen.
Erreichte Punktzahl: 94
Beste Bilanzbuchhalter*innenprüfung 2019 (Nachmeldung): Micha Keck (1989), Teamleiter Rechnungswesen National
Hätten Sie mit so einem guten Prüfungsergebnis gerechnet oder waren Sie selbst davon überrascht?
Nein, mit so einem guten Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Meiner Ansicht nach kommt es am Prüfungstag immer auf viele Faktoren an, um sehr erfolgreich zu sein. An meinen Prüfungstagen hat wohl alles gepasst.
Was ist Ihnen im Berufsleben besonders wichtig?
Freude! Ich habe einen Beruf, der mir jeden Tag sehr viel Freude bereitet und das hilft mir dabei, die verschiedensten Herausforderungen zu meistern.
Welche persönlichen Ziele haben Sie?
Da gibt es viele. Derzeit nehme ich am Kurs „Bilanzbuchhalter International“ teil. Den Kurs würde ich gerne erfolgreich abschließen.
Erreichte Punktzahl: 96
Beste Controller*innenprüfung 2019: Katharina Schmidt (1991), Controllerin sowie Ausbildungsleiterin und Mitarbeit in der Personalabteilung
Hat sich seit Bestehen der Prüfung beruflich etwas bei Ihnen verändert oder haben Sie konkrete Planungen?
Seit dem Bestehen der Prüfung habe ich nach und nach immer mehr Verantwortung im Bereich des Controllings übernommen. Mittlerweile führe ich die Monatsabschlüsse usw. komplett selbstständig durch.
Haben Sie sich schon immer in diesem Berufsfeld verortet gesehen?
Um ehrlich zu sein: nein. Ich habe 2016 als Assistenz der Geschäftsführung angefangen zu arbeiten. Nach und nach habe ich immer mehr Aufgaben aus dem Bereich des Controllings übernommen. Somit war es eher ein Zufall, dass ich in die Richtung des Controllings gerückt bin.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitstag?
Ich arbeite sehr strukturiert. Morgens wird eine To-Do-Liste geschrieben mit allen Aufgaben, die an diesem Arbeitstag abgearbeitet werden müssen. Die Liste wird dann Stück für Stück abgearbeitet. Natürlich kommen auch immer mal wieder unvorhersehbare Dinge dazwischen.
Erreichte Punktzahl: 84,33
Beste Bilanzbuchhalter*innenprüfung 2020: Katharina Wellmann (1994), Angestellte in einer Steuerberatungsgesellschaft
Wie haben Sie sich auf die Prüfung vorbereitet?
Ich habe die Vorbereitung an den kaufmännischen Schulen in Rheine berufsbegleitend gemacht. Die Fortbildung dauerte dreieinhalb Jahre und fand jeden Mittwochnachmittag und Samstagvormittag statt – außer in den Schulferien. Dabei wurde eine Vielzahl von Klausuren geschrieben, bei denen der Unterrichtsstoff laufend angewendet werden konnte und sich so sehr gut eingeprägt hat. Der Kurs hat auf die Steuerfachwirtprüfung vorbereitet, die ich im Winter 2019/2020 bestanden habe, sowie auf die Bilanzbuchhalterprüfung und die Prüfung zum staatlich geprüften Betriebswirt, die ich im April 2020 bestanden habe. Zudem habe ich in 2020 noch die Ausbildereignungsprüfung absolviert.
Was macht einen attraktiven Arbeitgeber für Sie aus?
Es sollte flache Hierarchien geben. Es gefällt mir, wenn der Chef weiß, was man leistet. Zudem ist eine gute Kommunikation wichtig zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, aber auch zwischen den Mitarbeitern, die arbeitsteilig den Mandanten zugeordnet sind. Für diesen Informationsfluss sollte der Arbeitgeber (beispielsweise durch laufende Meetings oder eine entsprechende Sitzordnung) bestmögliche Voraussetzungen schaffen. Ein offenes Ohr der Führungsebene für die Mitarbeiter und deren Anliegen ist wichtig sowie das Zeigen von Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern, wo regelmäßige Mitarbeiterbesprechungen und eine angemessene Vergütung dazu gehören. In der heutigen Zeit des Fachkräftemangels heben sich Arbeitgeber besonders gut hervor, indem sie eine gute Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf ermöglichen. Flexible Arbeitszeiten wären hier eine Möglichkeit. Eine aktuelle Entwicklung ist außerdem die Automatisierung und Digitalisierung. Hier kommt es darauf an, alle Mitarbeiter in den laufenden Veränderungen als ein Team mitzunehmen und zu motivieren und deren individuelle Fähigkeiten hier richtig einzuschätzen und ggf. durch entsprechende Schulungen zu fördern.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich bin seit Juni 2021 im Samstagslehrgang des Studienwerks der Steuerberater in Münster. Aufgrund dieser Vorbereitung hoffe ich, dass ich die Steuerberaterprüfung 2022/2023 bestehe und dann als Steuerberaterin tätig sein kann. Laufende Weiterbildungen sind mir sehr wichtig. Wenn ich die Steuerberaterprüfung geschafft habe, möchte ich insbesondere auf dem Gebiet der Digitalisierung auf einem möglichst aktuellen Stand sein und offen sein für alle aktuellen Entwicklungen, die unseren Beruf laufend beeinflussen.
Erreichte Punktzahl: 96,16
Beste Controller*innenprüfung 2020: Laura Weißmann (1982), Controllerin
Wie haben Sie sich gefühlt, nachdem Sie erfahren haben, dass Sie die landesweit beste Prüfung absolviert haben?
Als der Anruf der IHK kam war ich im ersten Moment total überrascht, zumal die Prüfung schon eine ganze Weile zurücklag. Ich habe mich riesig gefreut und es erfüllte mich zutiefst mit Stolz, dass sich die vielen Abende und Wochenenden, die ich neben meinem Beruf und als frisch gebackene Mama mit Lernen verbracht habe, so gelohnt haben. Es ist ein sehr schönes, fast überwältigendes Gefühl, mit meiner Leistung die Nummer Eins des Landes zu sein.
Welche Softskills sollten Bilanzbuchhalter*innen und Controller*innen Ihrer Meinung nach neben der fachlichen Eignung mitbringen?
Neben einer hohen Zahlenaffinität muss ein Controller in der Lage sein, komplexe Sachverhalte zahlentechnisch zu analysieren und zu bewerten, um dann zielführende Strategien zu entwickeln. Das ist nur möglich, wenn man die Fähigkeit besitzt, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Man trägt eine große Verantwortung, da man als Controller die Schnittstelle zu allen Unternehmensbereichen ist. Dieser Rolle muss man gewachsen sein und dabei nicht nur unternehmerisches Denken beweisen, sondern auch Kommunikationsstärke zeigen. Als Berater der Bereichs- oder Geschäftsleitung muss man stets lösungsorientiert handeln und allen anderen immer einen Schritt voraus sein, um die Gefahr von Fehlentscheidungen zu minimieren. Eine exakte und strukturierte Arbeitsweise ist dabei unerlässlich
Hat Sie die Fortbildung auch abseits des Karrierepfads weitergebracht?
Es war schon ein echter Drahtseilakt, Studium, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Das Ganze hat mich natürlich auch in meiner persönlichen Stärke und Entwicklung weitergebracht, weil man lernt, sich wirklich zu disziplinieren und zu organisieren. Auch den inneren Schweinehund habe ich mehr als oft erfolgreich besiegt. Es hat mir gezeigt, dass es sich auch unter schweren Bedingungen immer lohnt, für ein Ziel zu kämpfen und an sich zu glauben. Wenn dabei so ein hervorragendes Ergebnis rauskommt, umso besser.
Erreichte Punktzahl: 84,33
Beste Bilanzbuchhalter*innenprüfung 2021 (nach neuer Prüfungsordnung): Susanne Lenzner (1985), Buchhalterin
Was können Sie angehenden Prüflingen mit auf den Weg geben?
1. Durchhalten! 2. Mein Tipp: Versucht, schon von Anfang an, jede Woche den Unterricht zu Hause nachzuarbeiten und an Aufgaben zu üben. Wer erst einen Monat vor der Prüfung anfängt zu lernen, wird es schwer haben.
Wären Sie nicht im Finance-Bereich tätig, welchen Beruf hätten Sie sonst ergriffen?
Ich habe ursprünglich Lehramt an Gymnasien studiert, mit den Fächern Philosophie und Biologie. Mittlerweile bin ich aber froh, dass es mich in diese ganz andere Richtung verschlagen hat. Nicht nur das Arbeiten mit Zahlen macht mir Freude, auch die berufliche Verantwortung bei der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung.
Sie waren schon vor Ihrer Auszeichnung Mitglied im BVBC – wie kamen Sie zum BVBC und welche Vorteile der Mitgliedschaft sind Ihnen wichtig?
In einer Veranstaltung während des Bilanzbuchhalter-Studiums hat ein BVBC-Mitglied für die kostenlose Mitgliedschaft während des Studiums geworben. Die Fachzeitschrift, die vergünstigte Teilnahme an Seminaren und die Möglichkeit, berufliche Kontakte zu knüpfen, haben mich überzeugt.
Erreichte Punktzahl: 95
Beste Controller*innenprüfung 2021: Andrea Normann (1972) tätig im Rechnungswesen einer Berliner Wohnungsbaugenossenschaft
Wie empfanden Sie die Prüfung?
Ich empfand die Prüfungen als ziemlich schwer. Ohne eine sehr gute Prüfungsvorbereitung sind die Prüfungen meiner Meinung nach kaum zu schaffen. Ich habe mich im Fernstudium auf die Prüfungen vorbereitet. Es waren in den vier Prüfungen leider auch drei Themen dabei, die im Fernkurs nicht behandelt wurden. Das fand ich zusätzlich erschwerend. Die Prüfungen waren in jedem Fall eine sehr große Herausforderung, die ich zum Glück gut gemeistert habe
Wie hat Ihr*e Vorgesetzte*r auf den Abschluss Ihrer neuen Qualifikation reagiert?
Zum Zeitpunkt des Abschlusses war ich nicht berufstätig. Ich hatte mir eine kurze Auszeit genommen, um mich bestmöglich auf die mündliche Prüfung vorbereiten zu können. Mein jetziger Arbeitgeber, mit dem ich den Arbeitsvertrag bereits vor Bestehen der Prüfung abgeschlossen hatte, hat den Abschluss lediglich zur Kenntnis genommen, was ich sehr schade finde.
Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie?
Ich würde gerne meine Controlling-Kenntnisse weiter ausbauen und als Financial Controller, Investitionscontroller oder HR-Controller tätig sein. Auch die Übernahme von mehr Verantwortung, zum Beispiel in einer Führungsposition, könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Erreichte Punktzahl: 90,40